Vorgeschichte Part 1
Von Raphael [Lesezeit 4 Min]
12. Januar 2022, 22:19 Uhr. Erster Blogeintrag unseres Reiseberichts. Wir ziehen nach Las Palmas de Gran Canaria. Noch sind wir in Deutschland aber unterwegs sind wir schon lang. Wie lang? Kommt drauf an, was man mit einbezieht. Wenn man so will unser ganzes Leben. (uhh, das klingt deep… ich mag deep 😀 )
Alles hat ja seine Vorgeschichte.
Da hat sich so einiges angesammelt, was auf die eine oder andere Art dazu beigetragen hat, dass wir jetzt diese Richtung einschlagen. Alexandra, meine Frau, kurz Alex genannt, und ich, Raphael, sind schon als Kinder viel umgezogen. Und Reisen haben wir schon immer gemocht. Wir waren dementsprechend viel unterwegs. Sei es mein Schüleraustausch auf einer Hühnerfarm in Kanada, Alex‘ Cowgirl-Leben auf einer Ranch in Colorado, meine Surfauszeit in Australien, Alex‘ Shortyjahr in Neuseeland und eine längere Uniexkursion in Kenia. Wir fühlen uns privilegiert und beschenkt, dass wir die Chance hatten diese Erfahrungen zu machen. Und dankbar. Reisen hat unseren Horizont geweitet, wir haben wunderbare Orte und Menschen kennenlernen dürfen. Und wir haben entdeckt, wie schön es ist Abenteuer zu erleben.
Unser Glaube an Gott war und ist auch eine Reise. Genau wie unsere Auslandsaufenthalte waren wir darin manchmal unabhängig voneinander unterwegs und manchmal miteinander. Wir haben immer wieder Neuland entdeckt. Wenn ich vom Glauben schreibe, meine ich eine Vertrauensbeziehung zu Jesus Christus. In einer Beziehung ist man auch miteinander unterwegs. Man lernt sich kennen, dann lernt man sich besser kennen, dann lernt man sich neu kennen, manche Wegstrecken geht man frustriert voneinander mit etwas Abstand, andere verliebt und händchenhaltend. So erlebe ich den Glauben. Und so wie andere Beziehungen auch erlebe ich meine Glaubensbeziehung als enorm bereichernd. Ich habe, übrigens auf einer Reise, mal formuliert: „Jesus, Du bist das Beste, was mir in meinem Leben passiert ist.“ Weil ich davon weitererzählen will, bin ich Pastor geworden. Alex‘ ist sowas ähnliches, sie ist Geographin für Freizeit und Tourismus. Ich bin professioneller Gesprächspartner für Glaubensentdeckungsreisen und sie ist professionelle Gesprächspartnerin für Urlaubsentdeckungsreisen – klingt doch einleuchtend. Diese wunderliche Kombination gehört irgendwie zu uns dazu. Genauso wie ein latentes, kleines bisschen Fernweh – geistlich und geographisch – Fernweh nach Himmel* und Fernweh nach Ausland.
Aber erstmal ging es für uns nach abgeschlossenem Studium in München, Trier und Berlin nach Stelle. Wohin? Nach Stelle, so wie Arbeitsstelle. Letzteres fand ich nämlich dort. In diesem beschaulichen, norddeutschen Örtchen am südlichsten Rand des Hamburger Speckgürtels war ich die letzten sechs Jahre Pastor in einer Baptistengemeinde. Außerdem kamen bei uns drei kleine Reisebegleiter dazu. Mittlerweile eins, drei, und fünf Jahre alt, sorgen unsere Jungs dafür, dass uns nicht so schnell langweilig wird.
Dann kam, kurz vor Ostern 2020, ein Gamechanger auf unserem Weg. Eine absichtslos entdeckte Stellenausschreibung sorgte nach ersten ironischen Witzeleien plötzlich für härtere schlaflose Nächte als unsere Kinder das tun. Es geht darum in Las Palmas de Gran Canaria eine christliche Gemeinde in der Lebenswelt junger Menschen zu gründen. „Gott, bist du das?“, war unsere Frage.
Haben wir dann gleich unsere Tickets gebucht, wenn schon der Chef persönlich ruft? Nein, so läuft das nicht – jedenfalls nicht bei uns. Glaubenserlebnisse sind genau das, was ihre Bezeichnung aussagt: Erlebnisse im Glauben. Also nicht im Wissen. Ich glaube, Gott hat uns gewissermaßen mit auf einen Weg genommen, dem Ganzen nachzugehen. Eigentlich waren wir auf der Suche nach einem Häuschen und außerdem hatte sich Nummer drei grade erst angekündigt. Nun beschäftigten wir uns plötzlich damit zu durchdenken, zu durchfühlen und zu durchbeten, was es heißt, auszuwandern und Missionare* zu werden.
Fortsetzung folgt…
*Die theologische Entfaltung dessen, was ich damit meine, liefere ich irgendwann mal nach.